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Gastartikel (03/20) der
Ev. Akademie im Rheinland
Philosophische
Analyse
Evolution und das Design-Argument in der
Biologie
Ist
Intelligent Design in der Natur belegbar?
Die
Studiengemeinschaft WORT-UND-WISSEN vertritt die Auffassung,
Lebewesen besäßen Merkmale, die auf einen "geistigen
Urheber" schließen ließen. Natürliche
Prozesse wie Evolution seien nicht in der Lage sie hervorzubringen.
WIDENMEYER/JUNKER (2016) führen Befunde für diese
These an und entfalten ihr Design-Argument (auch "Intelligent Design" /
ID genannt) systematisch. Zudem erklären sie, Kritiker
würden am Kern des Design-Arguments scheitern. Nehmen wir die
Behauptung ernst und untersuchen, was davon zu halten ist: Wie
begründen die Autoren Intelligent Design? Ist ihre
Argumentation nachvollziehbar und der Design-Ansatz eine
vernünftige Alternative zur wissenschaftlichen
Evolutionstheorie?
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Zusammenfassung
Nichtreduzierbar bzw. funktional Komplexes erweckt oft den Eindruck
intelligenter Planung. Doch das ist zunächst nur ein Verdacht.
Um den Schluss auf Design zu ziehen, braucht es zusätzliches
Hintergrundwissen, das den Artefakt-Charakter der betreffenden Objekte
stützt. In der menschlichen Technik haben wir
genügend unabhängiges Hintergrundwissen, sodass wir
den technischen Gegenstand, der den Design-Indikator aufweist,
problemlos als Artefakt und damit als Ergebnis von Design einstufen
können.
Wo Design offensichtlich ist, müssen wir keine potenziellen
Designer und Mechanismen kennen, um auf Design zu schließen.
Wie erörtert ist bei Lebewesen ein Design jedoch alles andere
als offensichtlich; mangels Hintergrundwissen können wir hier
den Design-Schluss nicht
direkt ziehen. Eine Prüfung
funktioniert nur indirekt
über den "Umweg"
einer ausgearbeiteten Theorie. Das heißt, wir
benötigen die explizite Kenntnis potenzieller Designer und
ihrer Mechanismen um beurteilen zu können, ob Design vorliegt.
Eine Überprüfung der Design-These, wie sie
WIDENMEYER/JUNKER vorschwebt, ist nicht möglich. Einerseits
ließe sich die Design-These problemlos so formulieren, dass
auch "nicht-geistige" Evolution das Ergebnis von
Design sein könnte. Solange wir über die Mechanismen
von Design nichts wissen, lässt sich Beliebiges im
Design-Ansatz unterbringen. Andererseits hilft auch Evolutionskritik
Intelligent Design nicht auf die Sprünge.
ID-Vertretern gelingt es zwar, Lücken in biologischen
Erklärungen aufzuzeigen. Die Gründe, die
angeführt werden, warum die Evolution nichtreduzierbar
komplexer Merkmale unwahrscheinlich sei, sind aber nicht
überzeugend. Und selbst die Widerlegung der Evolutionstheorie
würde aufgrund mehrerer möglicher Alternativen nicht
den Design-Ansatz stützen. Aus nichtreduzierbarer
Komplexität und fehlenden evolutionären
Erklärungen mag vieles folgen, Intelligent Design als "beste
Erklärung" folgt daraus
nicht.