Druck-Version

Druck-Version




Faktenwissen

Australopithecus und Homo: Wo ist das connecting link?

Anmerkungen zu dem Beitrag: "Homo habilis war kein Mensch"


Homo habilis: Schädel von Dmanissi

Die Fossilfunde zur Evolution des Menschen werden von der Studiengemeinschaft WORT UND WISSEN kreationistisch interpretiert: Im Mittelpunkt steht der Versuch, eine scharfe Grenze zwischen den Gattungen Homo und Australopithecus zu ziehen und jede vermittelnde Form entweder einem angeblichen Grundtyp "Mensch", oder einem Grundtyp "Menschenaffe" zuzuordnen. Aus dieser Sicht wird die Existenz fossil belegter, evolutionären Übergangsformen bestritten.

Dieses Argumentationsschema wird anhand eines Textes von Michael BRANDT dargestellt und kritisiert. Er bestreitet die Zugehörigkeit der fossilen Arten Homo habilis und Homo rudolfensis zur Gattung Homo und damit ihren Charakter als Übergangsform. Allerdings ändert eine Umbenennung von H. habilis/rudolfensis in Australopithecus spec. einschließlich einer Neubewertung ihrer Merkmale nichts an dem Übergangscharakter der Fossilien. Zudem ignoriert BRANDT Funde und Ergebnisse, die nicht in seine Argumentation passen. Der Versuch, die Unterschiede zwischen Homo erectus und Homo sapiens zu leugnen, um sie einem "Grundtyp Mensch" zuzuordnen, gelingt nicht. Zudem werden die absurden Konsequenzen der eigenen Position großzügig übergangen.

pdf-Versionpdf-Dokument [ca. 2,03 MB]

Aus dem Inhalt

- Einführung: Übergangsformen in der Evolution der Menschheit

- Zur Systematik und den Abstammungsverhältnissen der Hominini

- Die "Grundtypen"-Einteilung von WORT UND WISSEN

- Sind die "Grundtypen" einleuchtend?

- Von Ostafrika nach Georgien

- Ein erweiterter Blick

- Die Kindheitsentwicklung der Hominini

- Homo erectus – ein Seefahrer?

- Von der Wissenschaft zur Ideologie

- Zusammenfassung


Zusammenfassung

Zum Text Michael BRANDTs, der die Zugehörigkeit der fossilen Arten Homo habilis und Homo rudolfensis zur Gattung Homo und damit ihren Charakter als Übergangsform bestreitet, ist Folgendes zu sagen:

  • Eine Umbenennung von Homo habilis/rudolfensis in Australopithecus spec. einschließlich einer Neubewertung ihrer Merkmale ändert nichts an dem Mosaik- bzw. Übergangscharakter der Fossilien. Die gegenteilige Behauptung von BRANDT ist unbegründet; die von ihm zitierten Quellen stützen seine Behauptung nicht. Zudem werden die verfügbaren Daten von BRANDT einseitig interpretiert, wesentliche Fakten übergangen.
  • Funde, die nicht in das kreationistische Grundtypen-Schema passen, werden ignoriert, auch wenn sie bereits bekannt waren. Das gilt vor allem für den frühen Homo erectus aus Dmanissi. Auch neuere Ergebnisse, die BRANDT noch nicht kennen konnte, sprechen gegen seine Position.
  • Dass die Fossilien der Homininen mit abnehmendem Alter, trotz ihrer oft inkongruenten Mosaikmerkmale, zunehmend mehr menschähnliche (moderne) als menschenaffenähnliche (ursprüngliche) Merkmale zeigen, ist für die Beurteilung der evolutionären Hominisation und den Status von Übergangsformen wie H. habilis wesentlich. Ein Beispiel ist die Zunahme der Schädelkapazität, ein anderes die zunehmend aufwendigeren Steinwerkzeuge. Ein von BRANDT selbst genanntes Beispiel ist die immer längere Dauer der Kindesentwicklung. In dieser Hinsicht sind nicht nur H. habilis, sondern bereits die Australopithecinen connecting links, die zwischen dem letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpanse und der Gattung Homo vermitteln.
  • Auch der umgekehrte Versuch, die offensichtlichen Unterschiede zwischen Homo erectus und Homo sapiens zu leugnen, um sie einem "Grundtyp" zuzuordnen, gelingt nicht. Der Versuch erstreckt sich bis ins Reich der reinen Fantasie, wenn zum Beispiel Homo erectus als "Seefahrer" dargestellt wird.
  • Die Kritik von WORT UND WISSEN verschweigt, dass ihre eigene Position nicht nur mit weitaus mehr Schwierigkeiten behaftet ist als die Lehrmeinung, sondern völlig unhaltbar ist. Deshalb vermeidet die Studiengemeinschaft, ihre eigene Alternative zur Evolution des Menschen klar darzustellen.

Autor: Hansjörg Hemminger

Copyright: AG Evolutionsbiologie